Bereits seit einer Weile denken wir darüber nach, Workshops im handwerklichen Bereich anzubieten. Doch solange unsere Hofanlage nicht renoviert ist, fehlen uns die passenden Räumlichkeiten. Deshalb freuten wir uns über die wunderbare Gelegenheit, als der „Bunte Gärten Eifel e.V.“ Reinhard für einen Weidenflechtkurs in einer vom Verein gestellten Location in Wolsfeld anfragte. Da das Weidenflechten dort als einer von mehreren Programmpunkten in ein Mini-Garten-Festival eingebunden werden sollte, wurde uns für den Einführungs-Workshop ein Zeitfenster von etwa drei Stunden zur Verfügung gestellt.
Zu Beginn des Workshops richtete Reinhard in einem Kurzvortrag das Augenmerk auf zwei Aspekte des Weidenflechtens, die uns besonders am Herzen liegen: Auf die Weide als Naturwerkstoff und auf das Flechten als Spielart der traditionellen Handwerkskunst. Das Korbflechten gilt als eines der ältesten Handwerke. Im Laufe der Zeit wurden die Flechttechniken auf kreative Art und Weise verfeinert, so dass neben dem klassischen Korb zahlreiche Gegenstände wie Zaunelemente, Möbel oder Figuren kunstvoll gestaltet werden können. Zum Flechten wurden ursprünglich lokal verfügbare, biegbare Materialien verwendet, beispielsweise Gräser, Zweige oder Wurzeln. In der Eifel, wie auch in anderen Teilen der Welt, bot und bietet sich hierfür der Einsatz von Weiden an, da diese wenig Ansprüche an ihren Standort stellen, rasch nachwachsen, gut zu verarbeiten und langlebig sind.
Geschnitten werden die Weiden üblicherweise nach dem ersten Frost, wenn die Pflanze sich in der Winterruhe befindet. In unseren Breitengraden ist dies meist im Zeitraum von Ende Dezember bis Ende Februar/Anfang März der Fall. Nach dem Schneiden werden die Weiden ihrer Länge und Stärke nach gebündelt und an einem schattigen Platz zum Trocknen eingelagert. Im Zuge dieses Trocknungsprozesses büßen die Ruten deutlich an Volumen ein, das Holz schrumpft. Eine unmittelbare Verarbeitung der frischen Weiden im Anschluss an den Schnitt hätte dementsprechend zur Folge, dass die geflochtenen Gegenstände trocknen, durch das Schrumpfen der Weidenruten daraufhin Lücken im Geflecht aufweisen und somit instabil werden.
In ländlichen Gegenden wurden die Weiden früher meist erst im folgenden Winter weiterverarbeitet, schließlich blieb während der wärmeren Monate kaum Zeit zum Flechten, da stattdessen andere Arbeiten anfielen, wie das Bestellen der Felder und die Haltbarmachung der geernteten Lebensmittel. Vor ihrer Weiterverarbeitung empfiehlt es sich, die getrockneten Weiden circa drei Wochen lang in einem Wasserbad einzuweichen. Auf diese Weise werden sie wieder biegsam, schrumpfen aber nach dem Flechten nicht mehr.






Neben den Weiden benötigt man das passende Werkzeug. Welche Utensilien sinnvollerweise eingesetzt werden hängt davon ab, was man flechten möchte. Eine Gartenschere wird in jedem Fall benötigt. Ein Messer dient dazu, die Weiden anzuspitzen. Mithilfe eines Pfriems lässt sich ein Öhr herstellen, um einzelne Weiden miteinander zu verbinden. Flechtknoten können mit einer kleinen Zange fixiert werden und beim Korbflechten helfen ein Stück Schnur ebenso wie ein Gewicht dabei, die langen Weiden zu bändigen. Ein Schlageisen wiederum ist nützlich, um das Weidengeflecht zu verdichten und in Form zu bringen. Es kann außerdem verwendet werden, um Seitenstaken aufzustellen. Je nach Vorhaben kann es sinnvoll sein, sich Schablonen anzufertigen. Ein Hammer kann dann ggf. dazu genutzt werden, die Staken darin zu fixieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, so dass sich auch Gegenstände zweckentfremden lassen, sofern das „richtige“ Werkzeug gerade nicht zur Hand liegt.
Im Anschluss an den kurzen theoretischen Input zum Weidenflechten erhielten die Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer dann auch gleich die Gelegenheit, sich unter Reinhards Anleitung im Flechten auszuprobieren. Begonnen wurde mit einer spiralförmigen Rankhilfe, die auch auf Anhieb allen gelang. Reinhard ermutigte die Gruppe darüber hinaus, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Auf diese Weise entstanden neben den Rankhilfen blumenförmige Dekoartikel. Sogar ein Brötchenkorb mit wunderschönem Griff konnte von einem Teilnehmer in der kurzen Zeit fertig gestellt werden! Reinhard war sichtlich stolz und überglücklich, wie dankbar sein Angebot angenommen wurde. Eines steht deshalb fest: das wird nicht der letzte Workshop dieser Art gewesen sein.








