Sagenumwobene Tanzlay

Wir lieben es, durch die Natur zu streifen. Die malerische Eifelregion um Hüttingen an der Kyll bietet hierfür unzählige eindrucksvolle Wanderstrecken. Die Tanzlay, ein verborgenes Wunder der Natur, gehört zu den faszinierendsten Orten, die wir bislang auf unseren Streifzügen entdeckt haben.

Als Naturdenkmal steht sie unter besonderem Schutz. Lay, auch Ley, Lei oder Lai, ist eine alte Bezeichnung für Fels oder Klippe. Wie dieser Begriff bereits erahnen lässt, handelt es sich bei der Tanz-Lay um ein natürlich entstandenes Landschaftselement aus gewaltigen Sandsteinplatten, die malerisch in eine Schlucht münden.

Um die geheimnisvolle Tanzlay ranken sich bis heute Geschichten über verborgene Wichtelwesen. So wird gemunkelt, dass die Wichtel einst in den moosbewachsenen Höhlen und zwischen den knorrigen Wurzen der Bäume lebten und in klaren Vollmondnächten ihre glitzernden Lichter auf den Klippen durch die Bäume tanzen ließen. Wie sanfte Sommerbrisen wehten die Lieder der Wichtel durch die Wälder, so dass man sie bis ins Dorf erklingen hören konnte.

In besonders harten Wintern jedoch stiegen die Wichtelwesen durchgefroren und ausgemergelt hinab ins Tal und bettelten um Gaben. Die meisten Menschen waren den Wichteln freundlich zugetan und gewährten ihnen Einlass, einen Platz am Feuer wie auch eine warme Mahlzeit. Für die Hilfe in der Not waren die Wichtel stets voll tiefer Dankbarkeit und in den darauffolgenden Sommern erfüllten neben ihren Liedern und Tänzen auch wilder Jubel und ausgelassenes Lachen die Luft.

Eines Tages, als der Winter besonders streng war, gerieten sie im Dorf an einen Bauern, der sie wutentbrannt vom Hof scheuchte: „Schert euch fort, faules Bettelvolk! Hier gibt es nichts für euch, wir haben selbst nichts zu beißen.“ Erschrocken und verängstigt zogen die Wichtel sich daraufhin über die vereiste Kyll durch den hohen Schnee in ihre Höhlen zurück. Es war das letzte Mal, dass man sie im Dorf sah.

In dieser Nacht ertönte von der Tanzlay her ein Wehklagen und Wimmern, dass den Menschen in Hüttingen durch Mark und Bein fuhr. Die Klageschreie wurden immer schwächer, bis sie schließlich ganz verstummten. Niemand weiß, welches Schicksal die Wichtelwesen ereilt hat. Aber eines ist sicher: die Tanzlay verdankt diesen wundersamen Waldgeschöpfen ihren Namen.

Comments · 2

  1. So eine wunderbare Geschichte 🧡, ich „musste“ sie einfach zu Ende lesen, obwohl ich schon so müde war ✨😅✨. Danke dafür, so ein fesselnder Erzählstil.

    1. Das freut uns riesig zu hören, liebe Chrisi! Reinhards inzwischen verstorbener Vater hat uns erstmals von der Sage um die Tanzlay erzählt, und ich bin so froh, dass sie nun im Blog verewigt ist 🙂

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