Ein Hühnerhaus aus wiederverwertetem Material

Wann immer es uns gelingt, ausrangierte Dinge wieder zu verwerten, freuen wir uns riesig, denn die (zweckentfremdete) Nutzung von gebrauchten Gegenständen birgt so viele Vorteile: sie schont die Ressourcen unserer Erde, verringert den CO2-Ausstoß und erzeugt weniger Müll. Das Upcycling als solches schafft außerdem kreative Entfaltungsmöglichkeiten, ist oft ein lehrreicher Prozess und insofern ein sinnvoller Zeitvertreib. Im Ergebnis erhält man selbst gemachte Einzelstücke, die dem Zuhause eine persönliche Note verleihen. Plus: häufig lässt sich durch das Wiederverwerten auch noch Geld sparen. Der Hühnerstall ist beispielsweise eines der Projekte, für das wir überwiegend gebrauchtes Material verwenden konnten.

In unserem Garten stand ein in die Jahre gekommenes Gartenhäuschen aus morschem Holz, das weder in funktionaler noch in optischer Hinsicht unseren Vorstellungen entsprach. Vor dem Abriss sortierten wir allerdings diejenigen Bauteile aus, von denen wir annahmen, dass sie noch einmal anderweitig Verwendung finden könnten. Dazu gehörten die im Gartenhaus verlegten Wellenpflastersteine und auch die Randsteine, um das Pflaster in der Form zu halten. Sie bilden nun das Fundament des Hühnerstalls.

Da das Hühnergehege im Hang liegt, war es zunächst erforderlich die Randsteine auf das gleiche Höhenniveau zu bringen, um eine ebene Plattform herzustellen. Anschließend wurden die Randsteine in ein Betonfundament gesetzt. Obwohl wir versuchen den Einsatz von Beton zu vermeiden, haben wir uns an dieser Stelle trotzdem dafür entschieden, weil jemand aus dem Dorf während der Bauphase des Hühnerhauses fertig gemischten Beton als Geschenk anbot. Bevor er also ausgehärtet und ungenutzt auf der Deponie gelandet wäre, verwendeten wir den Beton dann doch lieber für die Fundamentierung – und der Nachbar freute sich über ein paar frische Eier als Dankeschön.

Die mittels der Randsteine begrenzte Grundfläche beträgt 1,80 Meter auf 1,60 Meter. Dieses Maß entspricht der Größe der Blockbohlensauna, die dem Stall als innenliegende Gebäudehülle dient und die wir zu diesem Zweck gebraucht gekauft haben. Damit das Wellenpflaster bündig mit den Randsteinen abschließt, musste das Pflasterbett mit Schotter gefüllt werden. Auch den Schotter mussten wir nicht zukaufen, denn in einem der bis dato unrenovierten Gebäudeteile unserer Hofanlage war zufällig welcher als Füllmaterial verarbeitet worden, den wir dort ohnehin nicht gebrauchen konnten und den wir daher für das Hühnerstallprojekt verwendeten. Eine Richtlatte half dabei, die passende Füllmenge bzw. -höhe zu ermitteln, so dass Reinhard das Pflaster verlegen konnte. Abschließend füllte er die Fugen noch mit Einkehrsand und das Fundament war gesetzt.

Im nächsten Schritt wurde die in ihre Einzelteile zerlegte Sauna wieder aufgebaut. Bei dem verwendeten Holz handelt es sich um massive Fichte mit einer Bretterdicke von 4,5cm. Die Nutzung von solch dickem Massivholz birgt zwei wesentliche Vorteile: Erstens dämmt es mit Blick auf Temperaturschwankungen gut, so dass die Tiere besser gegen Kälte und Hitze geschützt sind; zweitens dämmt es mit Blick auf die Geräuschkulisse des Hahnengesangs gut, so dass die Nachbarschaft in den frühen Morgenstunden davon nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird.

Sodann erhielt das Hühnerhaus sein Dach und Reinhard war als Zimmermann ganz in seinem Element. Wir haben uns für ein Pultdach mit einer Neigung von 15 Grad entschieden, weil der Stall im Sonnenhang steht und wir auf diese Weise darauf zwei Solarpaneele montieren können. Mit dem so produzierten Strom können wir uns ein wenig Unabhängigkeit und Flexibilität bewahren, denn wir nutzen ihn, um mithilfe einer Zeitschaltuhr die Hühnerklappe zu öffnen und zu schließen, d.h. wir müssen hierfür in den Morgen- und Abendstunden nicht unbedingt vor Ort sein.

Als Dachabdichtung dienen alte Blechplatten mit Rostpatina, die früher üblicherweise zum Decken von Scheunen genutzt wurden. Beim Abriss solcher Scheunen werden noch intakte Platten gelegentlich gesammelt und anschließend zum Verkauf angeboten, werden aber zunehmend rar. Wir hatten Glück und konnten einmal einen großen Satz solcher Platten in sehr gutem Zustand zu einem fairen Preis erwerben, haben dafür aber auch über einen längeren Zeitraum die Augen und Ohren offengehalten. Um den Tieren eine weitere Möglichkeit zu bieten, sich vor den Gezeiten und auch vor Angriffen aus der Luft zu schützen, haben wir an der linken Wand, parallel zum Hauptdach, ein zweites, kleineres Dach platziert und dieses ebenfalls mit den Wellblechplatten gedeckt.

Verkleidet wurde der bis dahin eher unansehnliche Korpus abschließend mit Holz, das viele Jahre lang als Terrasse in einem kleinen Hotel an der Mosel gedient hat. Das Paar, dem die Pension gehört, fand die Dielen zu schade zum Entsorgen und hat sie uns deshalb geschenkt. Wir lieben die Spuren, die die Zeit an diesem Holz hinterlassen hat und sind uns sicher, dass es in seiner neuen Funktion als Fassade noch viele weitere Jahre lang überdauern und das Hühnerhaus schmücken wird.

Comments · 2

  1. Klasse! Wir haben auch noch einen alten Hühnerstall im Garten. Dieser wird aber leider nur für Gartengeräte noch benutzt. Der Geruch ist aber hängengeblieben und beim Betreten erinnert er immer noch an die Zeit als Hühnerstall.

Schreibe einen Kommentar

*