Die Neugestaltung unseres Küchengartens in Hanglage

Die als Küchengarten genutzte Parzelle unseres Grundstücks verfügt über eine Steigung von stellenweise um die 15%. Diese Steigung stellte sich in den vergangenen Jahren bei der Bewirtschaftung als herausfordernd dar. Der Wind wie auch das bei langanhaltendem Regen den Hang hinunterfließende Wasser führten zu unerwünschter Bodenerosion. Wir entschieden deshalb, einen Sommer lang weitestgehend auf Anbau und Ernte zu verzichten, um die Gestaltung des Küchengartens mit Blick auf die kommenden Jahre zu optimieren und die Fläche ansprechender zu gestalten.

Wie bereits in anderen Bereichen unseres Gartens fiel unsere Wahl dafür auf den Einsatz von Trockenmauern. Diese sichern den Hang nicht bloß in hervorragender Art und Weise, sondern greifen auch traditionelle Gestaltungselemente der Region auf. Bruchsteinterrassen von niedriger Höhe bilden zudem einen wunderschönen Rahmen für die Beete und erleichtern die Arbeit beim Bestellen der Flächen. Trocken und ohne Betonfundament aufgesetzt, unter Nutzung von regional verfügbaren Natursteinen, sind diese Mauern aus unserer Sicht auch in ökologischer Hinsicht die beste Option.  

Bevor die Bruchstein-Terrassen aufgesetzt werden konnten, mussten zunächst die Ebenen angelegt und der darunter liegende Boden verdichtet werden, damit die Trockenmauern später nicht einsacken. Hierzu verwendete Reinhard einen Rüttelstampfer, den wir – wie viele unserer Maschinen – gebraucht gekauft haben. Auf diese Weise sparen wir Geld ein und die Nutzungsdauer der Geräte verlängert sich, so dass weniger Ressourcen verbraucht werden. Durch das Verdichten des Bodens konnten wir überdies auf Betonfundamente verzichten.

Anschließend wurden die Bruchsteinmauern aufgesetzt. Die meisten der bisher im Garten verarbeiteten Steine fanden wir bereits auf dem Grundstück vor und haben sie wieder verwendet. Um Hüttingen existierten früher mehrere Steinbrüche und der hier in der Gegend zu findende, häufig verbaute Kalksandstein ist von sehr guter Qualität. Regional kann es allerdings gravierende Unterschiede geben. Bloß einige Dörfer weiter wurde beispielsweise roter Sandstein abgebaut, der eine bedeutend geringere Dichte aufweist und bei dem dadurch eine kürzere Lebensdauer zu erwarten ist.

Für die Terrassierung des Küchengartens haben wir zum ersten Mal Steine aus einem nahe gelegenen Steinbruch zugekauft, weil unser Vorrat sich allmählich erschöpfte. Dabei haben wir uns für gebrochene, aber unbehauene Steine einer handlichen Größe entschieden. Aus sechs Anhänger-Ladungen voll und einigen wenigen Restposten vom Grundstück sind sieben Terrassen entstanden von je ca. vier Meter Länge und 60cm Höhe.

Stein für Stein wuchsen die Terrassen in die Höhe. Beim Aufsetzen der Mauern haben wir bewusst auf den Einsatz von Mörtel verzichtet. Die offen liegenden Mauerfugen bieten unzähligen Insekten und Kleintieren wie Reptilien einen Lebensraum und tragen insofern zur Erhöhung der Artenvielfalt in unserem Garten bei. Damit die Bruchsteinkonstruktion nicht nach hinten wegkippt, füllten und verdichteten wir den Bereich unmittelbar hinter den Mauersteinen mit Aushub aus einem der unrenovierten Gebäudeteile. Auf diese Weise wird der im Gebäude überflüssige bzw. störende Aushub optimal weiterverwertet und wir konnten die Entsorgungskosten einsparen. Unsere Hoffnung ist außerdem, dass durch die Nutzung des Aushubs in Form von trockenem, mageren Boden der Wuchs unerwünschter Beikräuter aus den Mauerfugen auf ein Minimum reduziert wird.  

Nach der Fertigstellung der Terrassen war es erforderlich, den Boden aufzuarbeiten. Im ersten Schritt haben wir dazu Sand untergehoben, um den schweren und bisweilen steinharten Lehmboden aufzulockern. Das überall sprießende Jakobskreuzkraut deutete außerdem auf ungünstige Boden-, Nährstoff- und Wasserverhältnisse auf dem Grundstück hin, weshalb wir im zweiten Schritt frischen Kompost in den Beeten verteilt haben.

Mit diesen Maßnahmen ist die Bodenverbesserung für uns jedoch längst nicht abgeschlossen. Regelmäßiges Mulchen, weitere Anreicherungen des Bodens mit Komposterde, das Anpflanzen in Mischkultur sowie Nährstoffbeigaben in Form von selbst angesetzten, ökologisch unbedenklichen Pflanzenjauchen sollen helfen, ein gesundes Bodenklima zu schaffen und zu erhalten.

Wo es möglich und sinnvoll war, haben wir aktuell beispielsweise mit Schafwolle gemulcht, die eine liebe Familie aus der Nachbarschaft uns geschenkt hat. Durch die Wolle bleibt in den Beeten länger Feuchtigkeit gespeichert, Beikrautwuchs wird unterdrückt und der Boden wird durch Zersetzungsprozesse langfristig mit Nährstoffen versorgt. Es ist uns aber wichtig zu betonen, dass die Schafe, deren Wolle wir verwenden, einen Lebensplatz haben und nicht für ihr Fleisch, ihre Wolle oder Milch ausgebeutet werden. Niemals würden wir Schafwoll-Pellets, Hornspäne oder ähnliches Düngematerial kaufen und damit eine Industrie unterstützen, die sich auf Kosten der Tiere bereichert.

Die einzelnen Beete, nach vorne durch die Bruchsteinbauern markiert, erhielten im hinteren Bereich ihre Begrenzung mithilfe von Rasenkanten aus Metall. Auf diese Weise wurden zugleich Laufwege abgesteckt, die wir mit Hackschnitzeln befüllten. Auf ein Unkrautvlies aus Plastik haben wir dabei bewusst verzichtet, zumal ein solches Vlies den Beikraut-Bewuchs ohnehin nicht dauerhaft verhindern würde.

Auch ein Kompost darf in einem sorgfältig angelegten Küchengarten selbstverständlich nicht fehlen! Wir haben ihn im hinteren Teil der Parzelle platziert. Im Schatten alter Haselnusssträucher wird das sich zersetzende Material an diesem Standort vor zu viel Sonne und übermäßigem Regen geschützt.  

Da das Küchengartengrundstück über keine eigene Wasserversorgung verfügt, haben wir zwei gebrauchte Zinkfässer aufgestellt, in denen wir Regenwasser sammeln möchten. Das Wasser soll vom Dach unseres Gewächshauses aufgefangen werden. Derzeit existiert dieses Gewächshaus allerdings bloß in unseren Köpfen. Es wird also Zeit, mit dem Gewächshausbau den Küchengarten auf die nächste Stufe zu heben. Wir sind bereit und blicken voller Vorfreude auf das kommende Gartenjahr.

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